Ölbild / Öl-Gemälde Chiemsee-Landschaft ohne Regenbogen

150 €

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32457 Nordrhein-Westfalen - Porta Westfalica
09.04.2024

Beschreibung

79 x 59 cm (mit Rahmen 92,5 x 72,5 cm)
Öl auf Leinwand
unten links nicht identifizierbar signiert „Th. …“
guter Zustand,
der schöne Rahmen mit Altersspuren

Dem Wanderer, der von Rimsting aus auf die Ludwigshöhe steigt, öffnet sich so ungefähr der Blick über den Chiemsee auf die Alpenkette, den der Maler hier festgehalten hat - sicher nicht als der erste. Das war vielleicht ein Johann Georg von Dillis, den schon 1792 die Aussicht dazu inspirierte, hier den Aquarellpinsel in die Farbtöpfe zu tauchen. Spätere Maler zogen einen noch etwas höher und weiter östlich gelegenen Standort vor, indem sie dem Vorbild von Eduard Schleich dem Älteren nacheiferten, der 1863 hier das Motiv für seine riesige „Chiemseelandschaft mit Regenbogen“ fand, etwa 2,70 zu 2 Meter groß. Das Malen der Staffage allerdings, insbesondere von Ochsengespann und Pferd, die im Vordergrund die linke Bildhälfte beleben, überließ er dem mit ihm befreundeten Tiermaler Friedrich Johann Voltz. Die etwas geänderte Perspektive war in zweierlei Hinsicht vorteilhaft, zum einen dadurch, dass sich als Wesensmerkmal einer tief religiös durchdrungenen Kulturlandschaft auf der linken noch ein weiterer Kirchturm in den Bildausschnitt schieben ließ (Welcher mag das nur sein?), vor allem aber dadurch, dass sich mit der auf den hoch über dem See gelegenen Wiesen stattfindenden Heuernte ein Motiv bot, das bei allen Münchener Malern der Zeit dermaßen beliebt war, dass der Kunstmarkt in einer Flut von Heuerntebildern wohl noch ertrunken wäre, wenn es den Bauern nicht Jahr für Jahr gelungen wäre, selbst die unendliche Weite des Dachauer Mooses eines Tages abzuräumen, was die Maler zwang ihre Aufmerksamkeit wieder den Bergen und dem Schnee zuzuwenden.

Die gleiche Perspektive hat übrigens auch der von 1865 bis 1928 lebende Maler Theodor Gruber in einer nur 16 x 12 cm messenden Miniatur zu Papier, richtiger muss es heißen zu Holz gebracht. Mag sein, dass Theodor Gruber, um sich nicht dem Ruf eines Kopisten auszusetzen, bewusst auf das Malen eines Regenbogens sowie von Menschen und Tieren bei der Heuernte verzichtete, vielleicht hatte er aber auch einfach nur das Pech, dass der Tiermaler ihm seine Dienste versagte oder schon verstorben war (1886), und ein Regenbogen sich trotz ellenlangen Wartens partout nicht zeigen wollte.

Das hier angebotene Gemälde ist ohne Frage deutlich später entstanden, erkennbar am Material des Bildträgers, bei dem es sich nicht um textile, sondern um eine synthetische Leinwand handelt. Dem Maler, wenn er mir auch nicht bekannt ist, rechne ich hoch an, dass er es in Abwesenheit professioneller Tiermaler wagemutig selbst in die Hand genommen hat, für die Staffage zu sorgen. Das Ochsengespann samt Pferd steht da wie eh und je und scheint sich seit Eduard Schleichs Zeiten um nicht einen Deut bewegt zu haben. Anders dagegen die Menschen. Einer bei Schleich in der Bildmitte rastenden Bäuerin scheint im Laufe der zwischen der Entstehung beider Bilder geschätzt vergangenen 100 Jahre der Geduldsfaden gerissen zu sein, und sie ist wohl nach Hause gegangen. Und auf das Erscheinen des Regenbogens wartete auch unser Maler wie vorher schon Theodor Gruber vergeblich, nur dass er anders als jener die Wartezeit sinnvoll nutzte und endlich, endlich den Zaun reparierte, der rechts im Vordergrund schon bei Eduard Schleich in Trümmern gelegen hat.

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