Gemälde / Tempera von Piper (unbekannt): Hallig

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32457 Nordrhein-Westfalen - Porta Westfalica
21.03.2024

Beschreibung

66,4 x 48,4 cm (mit Rahmen 75,4 x 57,4 cm)
Tempera vermutlich auf Karton
unten links signiert „Piper“
hinter Glas gerahmt
schöner zeitgemäßer Rahmen und die Malerei in gutem Zustand,
kleine Retusche am Himmel

Der Ostsee sagt man nach, sie sei lieblicher, geradezu freundlich zu den Menschen und erlaube diesen, ihre Häuser bis an die Wasserkante zu bauen, während an der Nordsee diese sich im Schutz hoher Deiche verstecken oder auf Warften Zuflucht suchen müssen. An die furchtbare Sturmflut des Februar 1962, in der Hamburgs Polizeisenator Helmut Schmidt als zupackender Krisenmanager zu großer Popularität gelangte, werden ältere Zeitgenossen sich vielfach noch erinnern können. Weit länger zurückliegende Sturmfluten, wie besonders die erste Marcellusflut des Jahres 1219 und die auch als Grote Mandränke in die Geschichte eingegangene zweite Marcellusflut (1362) haben gar zehntausende von Menschenleben gefordert, ganze Dörfer verschluckt und den Küstenverlauf drastisch für Jahrhunderte bis heute bleibend verändert. Nicht annähernd Vergleichbares gibt es von der Ostsee zu berichten. In Person des Deichgrafen Hauke Haien, der auf seinem weißen Schimmel durch Nacht und Wind reitet, hat Theodor Storm 1888 dem Mythos vom ewigen Kampf des Menschen gegen die unbezähmbare Gewalt des Meeres ein Denkmal gesetzt. Nordsee ist Mordsee. Hier ist der Blanke Hans zuhaus. Fünf Jahre vor Theodor Storms „Schimmelreiter“ hat Detlev von Liliencron (1844-1909) sein Gedicht über den Untergang von Rungholt geschrieben, von dessen zweiter Strophe man glauben möchte, dass sie den Maler Piper als Inspiration zu diesem Gemälde gedient haben könnte:

Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden,
Liegen die friesischen Inseln im Frieden.
Und Zeugen weltenvernichtender Wut,
Taucht Hallig auf Hallig aus fliehender Flut.
Die Möwe zankt schon auf wachsenden Watten,
Der Seehund sonnt sich auf sandigen Platten.
Trutz, Blanke Hans.

Die Vorstellung von der Nordsee verbindet sich den meisten mit Wind und Wellen. Dafür lieben sie die Kitesurfer, die schier unermüdlich vor den Stränden St.-Peter-Ordings und anderswo die Elemente herausfordern, und Badende, die sich je nach Wetter mal mutig, mal spielerisch vergnügt in die Brandung stürzen. Auch Maler lockt die Nordsee an ihre Strände, mit ihrem Licht, mit faszinierenden Sonnenuntergängen, vor allem aber mit weißen Schaumkronen unter strahlend-blauem Himmel oder spektakulärer Brandung, über der abenteuerliche Wolkengebilde eine wilde Jagd veranstalten. Bei ihnen stoßen die wenigen windstillen Tage, an denen das Meer sich wie ein glatter Spiegel ausbreitet, an denen kaum spürbare Hebungen der Wasseroberfläche sich so müde und träge dem Strand entgegenschleichen, dass ihnen am Ende sogar für den winzigsten Salto mortale die Kraft fehlt und sie stattdessen einfach aufhören, zu sein, auf nur seltene Gegenliebe. Wie schon in der Anzeige zu seinem bzw. ihrem Bild „Auenlandschaft“ ausgeführt, bildet Maler*in Piper da eine Ausnahme. Wie bei dem großartigen Sylter Otto Eglau (1917-1988) liegt der Schwerpunkt darauf, bis hin zu einer gewissen Melancholie die beeindruckende Weite und Ruhe des Meeres zum Ausdruck zu bringen. In diesem Sinne kommt beiden Malern der wellenloseste Zustand des Meeres, der Tiefststand der Ebbe sehr entgegen. Das bewegte Licht- und Schattenspiel der Rippel in feuchtem Schlick und Sand, die sogar dann, wenn das Meer sich weit zurückgezogen hat, von seiner Lebhaftigkeit, den Strömungen und dem Spiel der Wellen beredtes Zeugnis ablegen, würde da nur stören und wird von beiden Malern großzügig unterschlagen.

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