Antike Holztruhe um 1780 / 1800 Jahrh.

Beitrag Herkunft und Alter:

nach Recherchen des Landesmuseums Oldenburg gebe ich Ihnen gerne folgende Informationen zur Ausgestaltung, Datierung und Herkunft mit.

Bei der Truhe handelt es sich konstruktiv um eine Kastentruhe, die sich an der Front durch eine Rahmenkonstruktion als Sechsfelder-Exemplar darstellt. Dort flankieren seitlich zwei hochrechteckige Felder mit Blumendekor vier innere Felder, von denen die oberen über die gleichen mehrfach gekröpften Rahmen verfügen wie die äußeren.
In die beiden unteren Felder ragen Dreiecksspitzen der Rahmen. Alle vier mittleren Füllungen weisen Zirkelschlagmuster auf. Während die Rahmenteile der Front Schuppenbänder und Profile (halbe Kehlen und viertelrunde Stäbe) haben, sind am wellenförmig ausgesägten Fußbrett überdies noch Kerbschnitzungen zu erkennen. Auch die Truhenseiten und der Deckel sind als Rahmen mit Füllungen konstruiert, deren Füllungsfelder allerdings keine gesonderten Zierformen oder Dekor enthalten. Unter den Traversen der Seiten aber ist noch ein Zierbrett mit einem sogenannten Eselsrücken verarbeitet.

Sämtliche Rahmenteile erhielten offenbar eine neue Oberfläche, ohne genauere Kenntnis zur Art des Oberflächenabschlusses halte ich ihn jedoch für einen (recht stark glänzenden) Lack in braun-roter Farbe. Die Füllungen der Frontseite jedoch haben entweder einen Ei-Tempera- oder einen Kreidegrund, auf dem das Dekor aufgemalt wurde. Die hervorstechenden Farben dort sind Grau/Ocker, Grün und Rot. Am oberen Ende der mittleren Lisene der Truhenfront befindet sich ein Schlüsselschild.

Das Innere der Truhe ist unlackiert, an der rechten Innenseite sind Spuren einer ehemals dort befindlichen Beilade zu erkennen. Der Truhendeckel lässt sich mit Hilfe von zwei eisernen Bändern öffnen, die nun an der Rückseite fixiert sind – ob diese (oder andere) Bänder vorher an der Innenseite befestigt waren, lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Entsprechende Spuren sind jedoch vorhanden.

Eine genaue Datierung ländlicher, historischer Möbel – wie Ihrer Truhe – ist im Grundsatz stets eine „heikle“ Angelegenheit. Während vor allem höfische Möbel qua ihrer Konstruktion und Auszier recht eindeutig einer Möbelepoche zugeschrieben werden können, ist die Sachlage bei Möbeln aus dem ländlichen Raum ungleich schwieriger, weil bei ihnen recht häufig ein Stilmix auftritt – so auch bei Ihrem Exemplar. Die Konstruktion als Sechsfelder-Kastentruhe spricht zunächst einmal für ein Möbel aus dem ausgehenden 18. bis frühen 19. Jahrhundert; auch das Schlüsselschild (falls es das Originale sein sollte) spricht dafür. Gleiches gilt für die Zierformen der Schuppenbänder mit Zierleisten. Die mehrfach gebrochenen, rechteckigen und dreieckigen Rahmenteile, die in die Füllungen hineinkragen, sind Zierformen, die bereits im 18. Jahrhundert bekannt und bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebt waren. Die kreisrunden Kerbschnitzungen auf dem Fußbrett aber entstammen spätestens dem ausgehenden 17. Jahrhundert und sind eher ungewöhnlich. Last but not least ist die so ganz andere Form der Auszier auf den sechs Feldern bemerkenswert. Während die längsrechteckigen Blütendekore auch noch im 19. Jahrhundert vorkamen, sind die Zirkelschlagmuster (und hier vor allem die sogenannten Sonnenräder unten) der vier mittleren Felder zeitlich eigentlich gar nicht mehr passend. Ich könnte mir vorstellen, dass der Möbeltischler seinerzeit bereits vorhandene ältere Möbelteile – vor allem die Füllungen – zweitverwertete und in der neuen Rahmenkonstruktion zusammenführte. Ähnliches halte ich beim Fußbrett für denkbar.

Ich komme somit zu dem Schluss, dass der Konstruktionszeitraum Ihrer Truhe in die Jahre zwischen 1780-90 und 1810 fallen dürfte – die Füllungen indes auch gut 20 bis 50 Jahre älter sein können.

Zur Herkunft der Truhe kann ich mich dem Urteil des Restaurators anschließen – Ostfriesland und der nordwestliche Teil des heutigen Landkreises Cloppenburg sowie das westliche Ammerland und Friesland sind gut möglich.